Als ich vor vielen Jahren begann, mich im Zuge meiner Ausbildungen mit der “Systemischen Beratung” auseinander zu setzen, waren es einige Dinge, die mich von Anfang an fasziniert haben…
– Allen voran ist dies die vorwiegend “positive und zukunftsorientierte Grundhaltung”. Im Gegensatz zu einigen (älteren) psychotherapeutischen Richtungen konzentriert sich die Systemische Beratung nicht vorwiegend auf die Analyse von Problemen aus der Vergangenheit und dem Verstehen deren Ursachen (sog. “Problemtrance”), sondern richtet einen lösungsorientierten Blick auf die Zukunft und auf zukünftiges wünschenswertes Verhalten. Die dabei verwendete Sprache grenzt sich von einer “defizitorientierten Problemsprache” deutlich ab und wirkt an sich schon hoffnungsvoll und zuversichtlich.
– Probleme, Symptome, Konflikte werden nicht als Defizite und Fehlverhalten gesehen, sondern als “mögliche Varianten von Bewältigungsversuchen in schwierigen Situationen“. Wenn diese “Bewältigungsversuche” dann noch in einem größeren Zusammenhang (Kontext) betrachtet werden, bekommt letztlich jedes Symptom und jedes Phänomen seinen speziellen Sinn. Und das führt dann oft dazu, dass aus dem Erkennen der Zusammenhänge Neues entstehen und “störendes, problematisches Verhalten” überflüssig werden kann.
– Kein Mensch lebt für sich alleine; in der system. Beratung werden immer das soziale Umfeld, die Umgebung und die Lebensumstände miteinbezogen. “Der Mensch wird erst am Du zum Ich…” (Martin Buber).
– Die Systemische Beratung richtet ganz gezielt den Blick auf die Stärken und Ressourcen und auf das, was im Leben eines Menschen gelingt (und schon öfter gelungen ist). Die Konzentration auf die eigenen Fähigkeiten und das sich (Wieder-)Erinnern an bereits Gelungenes hilft, ein Gefühl von Zuversicht, Kreativität und eigenen Lösungsideen in Gang zu setzen. Es geht dabei viel um “Hilfe zur Selbsthilfe” auf Basis einer Ressourcen- und Lösungsorientierung.
Deshalb werden Sie von mir als Berater auch immer wieder “Komplimente” hören – Hinweise auf Gelungenes und auf Erfolge, welche Ihre Kompetenzen und Stärken verdeutlichen.
– Kein Problem tritt “immer” auf. In der system. Beratung geht es auch immer wieder um “Ausnahmen”. Wann tritt z.B. ein Problem, ein Symptom NICHT auf? Genau in diesen Ausnahmen sind sehr oft entscheidende Lösungsansätze verborgen.
– Auch die Beratungs- und Gesprächssituation (das setting) an sich trägt dazu bei, dass durch eine Haltung von Sicherheit und innerer Ruhe Menschen das Gefühl bekommen, ernst genommen und verstanden zu werden. So können dadurch eingefahrene Denkbahnen verlassen und problematisches Verhallten aus anderen Perspektiven betrachtet werden. Letztlich ist ja jede “Wahrheit” subjektiv – und jede/r hat aus seinem/ihren Blickwinkel recht. Aus einem “Entweder-Oder” kann ein befreiendes “Sowohl-als auch” werden.
– Als systemischer Berater arbeite ich auch gerne mit einer wirkungsvollen Symbolsprache und mit verschiedenen Kommunikationsregeln. So ist z.B. die “VW-Regel” eine solche Methode in der Paartherapie. Wenn es gelingt, anstelle eines Vorwurfs (V) einen verständlichen Wunsch (W) zu formulieren, kann dies gerade in schwierigen Paar-Situationen oft Wunder bewirken und gegenseitige Verständnis-Türen öffnen.
– Und nicht zuletzt sind es wohl auch die vielen kreativen Methoden, welche eine Systemische Beratung so wirkungsvoll machen. Als Berater schöpfe ich immer wieder gerne aus einem tollen Fundus an Interventionen, wodurch schnell und nachhaltig von der reinen kognitiven Sprachebene auf eine Ebene des Erlebens, Reflektierens oder Spürens gewechselt werden kann…
Bernhard Geyer
Praxis für Systemische Beratung, Innsbruck